Mariabrunn

von Schulrat Alois Angerpointner, ergänzt von Dr. Florian Breitling

Der Ursprung der Wallfahrt sowie die Gründung des Anwesens gehen zurück auf die wunderbare Heilung des Holzhauers Stephan Schlairböck aus Ampermoching, der an einem Mittwoch im Juli des Jahres 1662 im sog. Gerichtsschlag Holz gehackt haben soll. Vom Durst gequält, 'hat er sich allda ein kleines Läckl ersehen, in welchem er ein wenig nachgegraben, daraus sogleich ein schön klares Wasser entsprungen. Nachdem er nun seinen Trunck getan, ist ihm der Bund an seinem in die 18 Jahre lang gehabten Leibschaden alsobald hinweggefallen'. Nach dieser wunderbaren Heilung hat er auch seine Schmerzen verloren, 'worüber er sich niederknyend um die empfangene Gnad Gott dem Allmächtigen und seiner wehrten Mutter schuldigen Dank sagt.' 
Vor dem Dachauer Landpfleger Georg Teissinger machte er seine 'aydliehe Aussage und Bekanntnuss'. Bald erfreute sich die heilbringende Quelle großen Zulaufs. Viele wunderbare Heilungen erfolgten in den darauffolgenden Jahren. 

Teissinger ließ diese Quelle fassen und gleichzeitig errichte er auf eigene Kosten eine Gnadenkapelle „Zur Ehre unserer Lieben Frau".  1674 berichtet Ihrer Kurfürstlichen Durchlaucht in Bayern der Rat und Leibmedicus, Franz Thiermair, in einem Tractätlein über die Vorzüge des Heilwassers und vergleicht dessen Wirkung mit dem Bad Adelholzen bei Traunstein.
Im Jahre 1790 fasst der kurfürstliche Leibarzt und Besitzer des Edelsitzes und Gesundbades zu Maria Brunn, Dr. Anton Leuthner, die Bestandteile des Wassers als Kalkerde, Erdsalz, Ockererde mit Eisengehalt zusammen. Große Tage kamen für das hübsche Waldbad, als König Max 1808/1809 seine Heilung suchende Tochter nach Mariabrunn begleitete, wo sie bald von ihren Leiden genas. Die Krücken der jungen Prinzessin sind noch heute in der großen linken Wandnische zu sehen. 

Unter der Doktorbäuerin, Amalie Hohenester, die den Besitz 1863 erwarb, wurde aus dem kleinen oberbayerische Kurbad in den Jahren bis 1878 ein Europa weit bekanntes Heilbad. Zar Alexander II. von Russland, Kaiserin Sisi von Österreich, Baron Rothschild aus Frankreich und viele weitere Hoch- und Geldadelige fanden sich in Mariabrunn ein. Die Doktorbäuerin untersuchte sie alle, diagnostizierte sie und kurierte viele mit ihren heilpraktischen Fähigkeiten bis zu ihrem Tod 1878. Im Kircheninneren erinnern zwei künstlerisch wertvolle bleiverglaste Jugendstilfenster an Kaiserin Sisis Kuraufenthalte in Mariabrunn. Dank ihrer großherzigen Spende konnte das Besitzerpaar Amalie und Benedikt Hohenester die Fertigung und Anbringung dieser Schmuckstücke in Auftrag geben. 

Anknüpfend an die vielen Besucher der damaligen Zeit aus Russland und in Erfüllung seines, in russischer Kriegsgefangenschaft abgelegtes Gelübdes, hat seit dem Jahr 1957 der Jesuitenpater Karl Ott jeweils am 13. des Monats von Mai bis Oktober seine Fatima-Gottesdienste hierher verlegt. Mit viel Hingabe und Liebe hat die langjährige Besitzerin Monika Breitling sen., die Fatimafeiern mit anschließender Lichterprozession im Laufe der letzten Jahrzehnte zu einer weit
über die Landkreisgrenzen hinaus viel besuchten Institution der Marienverehrung ausgeweitet. So finden sich heute jeweils am 13. des Monats von Mai bis Oktober, um 19:00 Uhr Hunderte von Gläubigen in Mariabrunn zur Fatimafeier ein. 

Seit der Gründerzeit im Jahre 1662 war die Wallfahrtskirche mit Marien¬brunnen und Schlosswirtschaft, sowie alle im Lauf der Jahrhunderte hinzugebauten Gebäude in Mariabrunn, als Edel- und Ritterlehensitz im Privatbesitz geblieben. Seit 1907 ist die Familie Breitling alleiniger Eigentümer dieses herrschaftlichen Anwesens Mariabrunn. Mit Herbert Breitling und seiner Gattin Centa Breitling, Gastwirtstochter aus Ampermoching, begann die nunmehr schon über hundert Jahre währende Besitzära Breitling auf Mariabrunn. Die landwirtschaftlichen Gebäude sind heute als Requisitenlager und Archivräume vermietet. Im alten Brauereigebäude hat die Familie Breitling eine kleine Schnapsbrennerei eingerichtet. In Verbindung zu den alten Sudkesseln wird derzeit an der Errichtung eines kleinen Brauereimuseums gearbeitet. Die wunderschöne Schlosswirtschaft mit ihrer ausgezeichneten Küche und dem Biergarten, mehrfach von den Medien als schönsten Biergarten Bayerns ausgezeichnet, hat die Familie Breitling an hervorragende Wirte verpachtet. Südlich des großen Biergartens befindet sich ein weiteres geschichtsträchtiges Gebäude, das La Rose Schloss. Um 1830 wurde es vom Berliner Rittmeister, Heinrich Graf La Rose, als Jagdschloss erbaut. Zum Ende des 19. Jahrhunderts lebte dort der berühmte russische Maler Igor lakimov. Zwischen 1917 und 1923 lebte und wirkte dort die be kannte Lyrikerin Regine Ullmann, die öfters Besuch von Rainer Maria Rilke bekam. Da dieser kein Auto besaß, fungierte der Gutsbesitzer Herbert Breitling öfter als Chauffeur zwischen der Bahnstation Röhrmoos und Mariabrunn.

Vom Schlössl aus führt der Weg, umgeben von Getreidefeldern, zu den denkmalgeschützten altehrwürdigen Drei Linden. Von einer Ruhebank aus ist an föhnigen Tagen die Aussicht nach München und darüber hinaus bis zur Alpenkette zu genießen.
Seit dem Jahre 2010 ist Dr. Florian Breitling, in Nachfolge seiner Eltern, Alleineigentümer des Gesamtbesitzes Mariabrunn, zu dem über das Gutshofareal hinaus ein umfangreicher Land- und Waldbesitz gehört.
Sein Hauptaugenmerk gilt der Erhaltung in dessen ursprünglicher und traditioneller Form, fundierend auf gesunder wirtschaftlicher Basis, als Oase für alle Gäste, Pilger, Wallfahrer und Naturfreunde. Getreu in der Verehrung der Namensgeberin und Schutzherrin des Anwesens, der Gottesmutter Maria von Mariabrunn. 

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