Die Wallfahrtskirche Mariä Verkündigung in Mariabrunn

Am Nordhang eines sanften Höhenzuges, zwischen Ampermoching und Schönbrunn, liegt Mariabrunn mit einem efeuumrankten Brunnenhäuschen, einem renommierten Gasthaus mit großem Biergarten und der Wallfahrtskirche Verkündigung Mariens. Die Kirche Maria Verkündigung, ein ovaler Zentralbau, dessen flache, weiß gestrichenen Lisenen sich vom beige-roten Farbton des Mauerwerks abheben, wurde in den Jahren 1662-1670 vom Dachauer Pfleger Georg Teisinger errichtet. Der Stil ist von italienischen Einflüssen geprägt.
Über dem Kapellendach aus Kupfer befindet sich ein sehr anmutiger Dachreiter mit Doppelzwiebel und offener Laterne aus dem 18. Jh., der mit Kupfer verkleidet worden ist. Dieses Kupferblech verleiht der Kirche eine gediegene Vornehmheit.
An der Rückseite befindet sich ein kleiner rechteckiger Anbau, der wohl ursprünglich eine Einsiedelei war und jetzt die Sakristei enthält.

Das Gotteshaus ist jetzt eine Privatkirche der Familie Breitling. 

Innenraum

Optischer Mittelpunkt der Rundkirche ist der in den Kuppelbereich reichende Hochaltar, dessen Retabel auf zwei glatte, marmorierte Säulen gestützt ist und nach oben durch Segmentgiebel abgeschlossen ist.

Das in einen wuchtigen Rahmen gefasste Hochaltargemälde ist eine Kopie des Gnadenbildes von St. Annunziata zu Florenz aus dem Jahr 1670. Es trägt den Titel: "Wahre Abbildung des Florentinischen Englischen Grueß, in welchem beede Angesichter unser lieben Frawen und des Engels,von einer Englischen Hand gemahlet worden". 

Der prächtige, silbergetriebene Tabernakel darunter wurde von der "Doktorbäuerin" Amalie Hohenester gestiftet

Zu beiden Seiten des Hochaltars sind Oratorien angebaut, an deren nach vorn geschwungene Brüstungen jetzt Votivbilder gehängt sind.

Seitenaltäre: 

Der der linke Seitenaltar ist dem hl. Josef (auf dem Altarblatt mit dem Jesuskind auf dem Arm), der rechte Seitenaltar dem hl.Johannes Nepomuk (mit Kruzifix und einem Kranz von fünf Sternen) geweiht.

An den Wänden hängen viele Bilder (die u.a. die Hammerthaler Madonna und den Evangelisten Lukas zeigen) sowie zwei große Kruzifixe. Dort stehen auch Heiligenfiguren (Muttergottes und St.Florian). 

 In der linken Wandnische sind die Krücken der jungen bayerischen Prinzessin Elise Ludovika, der späteren Königin von Preußen zu sehen. Die Prinzessin kam 1808 oder 1809 im Begleitung ihres Vaters König Max I. von Bayern nach Mariabrunn, wo sie bald von ihrem Leiden genaß. Die nicht mehr benötigten Krücken überließ sie der Kirche.

Ausführliche Beschreibung  mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen 

Ob Mariabrunn das unter Bischof Otto von Freising (um 800) genannte "Prunna" ist, wie einige Historikern meinen, ist unsicher; denn der Name ist zu verbreitet. Damit könnten auch andere Orte im Bistum gemeint sein. 

Die heilkräftige Quelle wurde Mitte des 17.Jh. entdeckt. 1670 stiftete der Pfleger von Dachau eine Badeanstalt. 1725 schenkte Kurfürst Max Emanuel das Bad dem Hofmarksherrn vom nahegelegenen Schönbrunn, dem Freiherrn Franz Josef von Unertl und gewährte ihm zugleich die niedere Gerichtsbarkeit darüber. Ende der 1780er Jahre kaufte der Medizinalrat Joh.Nepomuk Reichsfreiherr von Leuthner das Heilbad. 1791 erhob Kurfürst Karl Theodor Mariabrunn zum Rittersitz mit Gerichtsbarkeit "innerhalb der Dachtraufen des Wohn- und Hauptgebäudes". Acht Jahre später, 1799, wurde der Rittersitz wieder aufgelöst, aber zum Ausgleich die Gerichtsbarkeit ausgedehnt. 

Im 19.Jh. war das Bad an Privatleute verkauft und verpachtet. 1867 erwarb es Amalie Hohenester und baute es groß aus. Der Höhenflug dauerte nur 15 Jahre. Dann starb Hohenester. Der Badebetrieb ging zurück und Mariabrunn wurde versteigert.

Bis zum Jahre 1907 folgten noch mehrere Besitzer, dann fing durch den 25-jährigen Brauer Heribert Breitling eine neue Ära an.

1912 baute er das neue Sudhaus und brachte den Betrieb wirtschaftlich wieder in die Höhe.

Geschichte der Kirche

Die Kirche Maria Verkündigung jedenfalls wurde in den Jahren 1662-1670 von dem Dachauer Pfleger Georg Teisinger als Kapelle errichtet und mit einem Kapital von 900 Gulden für eine ewige Wochenmesse ausgestattet. Für die Besetzung der Benefiziatenstelle hatte der jeweilige Pfleger von Dachau das Präsentationsrecht.

Der Münchner Kartograph Michael Wening hat in seiner um 1700 entstandenen Beschreibung des Landgerichts Dachau auch Mariabrunn erwähnt: 

   "Ferner ist zwey Stundt von hier (von Dachau) nechst Mochin Anno 1662 ein Gnadenreicher Haylbrunn sonst Maria Brunn genannt entsprungen warbey (wobei) bishero nit wenig in jhren Gepresten (Krankheiten) und Anligen Hülff gefunden. Anno 1670 ist allda von Herrn Georg Teysinger Churfürstl. Geheimben Rath ein schöne Capell erbauet auch nachmals ein doppletes Bad mitverschydenen Zimmeren auffgericht und darbey der Armen nicht vergessen worden. Von Ursprung dises Haylbrunn ist Anno 1674 ein eygnes Tractätl außgangen".

Hinweis:
Michael Wening (*11.7.1645 in Nürnberg, + 18.4.1718 in München) hat in seiner vierbändigen Beschreibung des Kurfürsten- und Herzogtums Ober- und Niederbayern rd. 750 Kupferstiche bayerischer Schlösser, Klöster und Kirche erstellt. Finanziell lohnte sich die Arbeit nicht. Dazu schrieb er: "Ich hab mit Herzeleid ansehen müssen, wie ich in dieses Werkh über 6000 Gulden hineingesteckt, doch seyne frucht in hoechster noth brodlos nit hab genüßen können, sodaß ich die Zeit seither schier hätt krepieren muessen". 

Aus dem Jahr 1710 ist bekannt, dass der Zimmermeister Anton Pürckh/Birg aus Ampermoching die "Martersäule" abgetragen hat. 

Die erste ausführliche Beschreibung (in lateinischer Sprache) stammt aus der Schmidt'schen Matrikel 03), die der Kanonikus Schmidt aus Freising in den Jahren 1738/40 erstellt hat. Unter der Pfarrei Ampermoching ist die "Capella filialis Beatae Mariae Virginis ad fontem prope Moching" genannt: 

   Die Kapelle ist ein schöner und aufwändiger Bau, der von dem vornehmen Herrn Georgii Teisinger, Dachauer Pfleger und Berater des erlauchtigsten bayerischen Kurfürsten von Bayern, erbaut wurde. Die Kapelle liegt im Wald an einem Brunnen, Maria-Prünl genannt, wo durch heilende Bäder verschiedene Krankheiten behandelt werden. In der Kapelle steht ein Altar, der der Verkündigung Mariens geweiht ist. Das Kirchweihfest wird am 18.Oktober gefeiert. In der Sakristei werden schöne Messgewänder aufbewahrt. Im Turm hängen zwei geweihte Glocken. Die Einnahmen verwalten der Pfarrer von Ampermoching und der Dachauer Pfleger gemeinsam. Der Bericht schließt mit dem einzigen Satz in deutscher Sprache: "Das Vermögen dises Gottshauses wirdet dieser Zeit gegen 1400 fl. (=Gulden) auswerffen". Das war im Hinblick auf den guten Bauzustand des Gotteshauses ein großer Betrag.

 

Reliquienschrein

Auf dem Altartisch des rechten Seitenaltars (Nepomukaltars) steht ein vergoldeter Holzschrein mit Verzierungen im Stile der Neugotik und mit Vierpassöffnungen im Deckel. Er enthält Reliquien eines oder einer Heiligen. Die durch Klosterarbeiten verzierten Reliquien machen den Anschein, als sei im Schrein die Skelettreliquie eines Kindes aufbewahrt. Um welchen oder welche Heilige es sich handelt, ist nicht bekannt.

Nach einer päpstlichen Überlassungsurkunde liegen in der Kirche u.a. Reliquien des hl. Bernhard v. Clairvaux, des grossen Kreuzzugpredigers, des hl. Philipp Neri, des hl. Rochus, des Patronus der Pestkranken und der der hl. Äbte Hilarius und Aegidius. 

Fenster

Die Glasgemälde in den Fenstern wurden auch von der Familie Benedikt und Amalie Hohenester in Auftrag gegeben. In ihnen sind deren beide Namenspatrone St.Amalia und St.Benedikt abgebildet. 

Finanziert hat die Fenster aber die Kaiserin Sissi, die in Mariabrunn zur Kur war. Die Fenster wurden 1873 von R. Ulke aus München geschaffen. Sie sind mit Verzierungen im Stil des damals so beliebten Historismus versehen. St.Benedikt ist mit einem Kelch abgebildet, aus dem eine Schlange kriecht  (Benedikt sollte vergiftet werden).  

St. Amalia ist als Klosterfrau mit Kruzifix in der Hand dargestellt. Auf einem Tisch liegen Krone und Zepter. Diese Attribute deuten darauf hin, dass die Heilige das Klosterleben einem herrschaftlichen Leben vorzog. 

An den Stifter der Kapelle erinnert eine rote Marmortafel neben dem St.Josefs Altar. Sie hat folgenden Wortlaut:

"Der wol Edl und gestrenge Herr Georg Teissinger kurfürstl. Durchlaucht in Bayern, Geheimer Rat und Pfleger zu Dachau hat zu Gottes und Unserer Lieben Frauen Ehr, dem Nächsten zum Trost, und Heil diese Kapelle zu Mariabrunn auf seine Kosten erbaut, zugleich eine Ewige wöchentliche Messe da gestiftet. Im Jahre 167o." 

Eine weitere Tafel erinnert an den letzten Pfarrer von Mariabrunn, Joseph Schleich, auch "Schleichvater" genannt (1882-1953). Auf der Gedenktafel ist der Text zu lesen:

"So schleudert den Satan ins Höllenreich - Herr Pfarrer selig Joseph Schleich.  In des Vaters und des Sohnes und des Hl.Geistes Namen - Requiescat in pacem in Ewigkeit Amen." 

Pfarrer Endres aus Röhrmoos schrieb am 30. April 1953 in die Pfarrchronik: 09) 

   "In Schönbrunn starb heute früh H.H. Kommorant Josef Schleich (geboren am. 5.7.1882 in Inzell, zum Priester geweiht 29.6.1908). Der Verstorbene besaß ein großes allgemeines Wissen; er wurde als Beichtvater und zu Seelsorgeaushilfen gern in Anspruch genommen. R. I. P."

Epitaph für Josef Schleich 

Pfarrer Schleich kam um 1924 zu Fuß von Dorfen nach Mariabrunn. Er suchte eine Beschäftigung als Pfarrer, Benefiziat oder Kommorant. Er war von der Kapelle und vor allem vom schönen Altarbild 'Mariä Verkündigung' begeistert. Die Familie Breitling gab ihm die Stelle eines Hausgeistlichen, der seine Wohnung im ersten Stock des Herrenhauses hatte, mit Blick auf die Kapelle. Schleich fühlte sich in Mariabrunn wohl. Er trank am Abend gerne das Mariabrunner Bier und rauchte in Gesellschaft von Herbert Breitling und Graf Spreti aus Unterweilbach oftmals eine gute Zigarre. Er blieb hier bis 1950. Konrad Böhmer berichtet über eine Episode im Beichstuhl: 22)

   "Pfarrer Schleich saß im Beichstuhl und sagte zu dem, der beichten wollte: 'fang doch endlich an, deine Sünden zu beichten'. Aber es blieb still, bis Pfarrer Schleich sagte: 'Ich werd dir jetzt deine Sünden sagen: Mensch ghabt, Rausch ghabt und gfluacht'. 'Des stimmt' sagte der Braubursch. Schleich schob nun einen Beichtzettel für die Osterbeichte unter dem Gitter heraus und der Brauer schob ein Bierzeichen hinein."

 Die dritte Steintafel ist dem früheren Besitzer von Mariabrunn Herbert Breitling gewidmet.

Sie zeigt den Geehrten, der an einer Brüstung lehnt und auf Mariabrunn hinabschaut.
Text: "Hl.Mutter Gottes von Mariabrunn, segne uns alle um und um, bitt für unsre Eltern um die Seligkeit. Gelobt sei Jesus Christus in Ewigkeit. Amen. Herbert Breitling 9.7.1882-24.11.1956
Die zweite und dritte Steintafel wurden vom Münchner Urologen und Hobbybildhauer Dr.Franz-Josef Stier, dem Bruder von Monika Breitling sen., geschaffen.

Gottesdienste

In der Privat-Kirche werden viele Hochzeiten (rd. 40 jährlich) und Taufen (30 jährlich) abgehalten. 

Die Fatima-Gottesdienste von 13. Mai bis 13. Oktober ziehen viele Gläubige an. Begründet wurden sie 1957 vom Jesuitenpater Karl Ott aufgrund eines Gelübdes während seiner Zeit in russischer Gefangenschaft nach dem 2.Weltkrieg.

Auch 30 Bittgänge aus der näheren Umgebung (z.B. aus Prittlbach) haben häufig das romantische Mariabrunn zum Ziel.

Der jetzige Besitzer, Dr. Florian Breitling, kümmert sich mit großem finanziellen und ideellen Einsatz um die Kapelle und führt manchmal auch Besuchergruppen durch das Gotteshaus.

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